Diverse Diversitäten

Diverses von Bernd Adamowicz

Einmal Polarkreis und zurück


Nachdem meine schon im letzten Jahr geplante Reise nach Norwegen an den Polarkreis ins Wasser gefallen ist, geht es nun wirklich los und ich möchte interessierten Lesern dieses Blogs einen kleinen Einblick geben, indem ich immer mal wieder meine Reiseetappen schildere. Vielleicht nicht unbedingt jeden Tag. Mal sehen, wie ich zum Schreiben komme.

Wir sind zu zweit unterwegs. Wir, das sind James Cook und ich. James Cook ist dabei nicht der berühmte Seefahrer. Geht ja auch nicht, der ist 1779 schon gestorben – ich weiß es noch genau. Sondern James Cook ist das gleichnamige Wohnmobil. Ein Bildchen von ihm gibt’s hier. Die Verantwortungsbereiche zwischen James und mir sind dabei klar geregelt: James trägt alle Lasten, ich die Kosten und die Verantwortung für die Reise. Und so kommen wir beide gut vorwärts.

Apropos Lasten. Es läppert sich so einiges zusammen, wenn man im Wohnmobil fast drei Wochen unterwegs sein will. Hier mal einige Impressionen:

Der Reiseplan und das Ziel

Das Ziel der Reise ist eindeutig: Überquerung des Polarkreises in Norwegen, sprich, Überquerung des Breitengrades bei 66° 33′ 55″. Die himmelsmechanischen Hintergründe der Polarkreise sind bei Wikipedia gut nachzulesen. Fährt man in Norwegen die E6 nach Norden, kommt man irgendwann am Polarsirkelsenteret an, das ist das Ziel der Reise. Werde mich dort ein oder zwei Tage umschauen, dann geht’s zurück. Veranschlagt habe ich dafür etwa 17 Tage und 5000km. Die groben Etappen der Reise sind:

  • Hamburg
  • Hirtshals (DK)
  • von Hirtshals mit der Fähre nach Larvik (NO)
  • Lillehammer
  • Galdhøpiggen (Bøverdalen) zum Skifahren
  • Steinkjer
  • Polarsirkelcenter
  • Brønnøysund
  • Trondheim
  • Udevalla (SE)
  • Malmö (SE)
  • dann über Dänemark und Hamburg wieder nach Hause

Ob es denn genau so wird, wird sich zeigen. Sklavisch werde ich mich nicht an geplante Dinge halten, denn der Weg ist ja auch das Ziel bei einer Reise wie dieser. Aber eine grobe Planung muss schon sein, damit man weiß, wann man wo ankommen will. Was am Schluss dann tatsächlich heraus gekommen ist, wird man dann wohl im Verlauf des Artikels sehen. Start der Reise ist Ende Mai 2016.

1. Tag: Hamburg

 

  • Breitengrad: 53° 32′ 37″
  • km: 599

Die erste Etappe ist geschafft; Hamburg ist erreicht. Aber da wir ja hier an der Waterkant sind, kann man mit dem Wohnmobil nicht einfach irgendwo parken oder das Vehikel auf einem Campingplatz abstellen! Nein, man fährt in den Hafen ein. Genauer gesagt: den Wohnmobilhafen. Gelegen im idyllischen Ortsteil Hammerbrook, umgeben von süß säuselndem Straßenverkehr und malerisch gelegen direkt unter der betonierten Hochtrasse der S3 und S31, ist dieser Hafen ein romantischer Hort der Entspannung für ortsfremde Wohnmobile und deren Insassen.

 

Aber, Spaß beiseite. Sauberer Platz, freundliches Personal und nahe der Innenstadt. Also absolut empfehlenswert für Hamburg-Besucher mit fahrendem Wohnzimmer. Und gegen das Säuseln des Verkehrs kann man es ja machen wie ich: Man treffe sich mit ehemaligen Kollegen und huldige dem Trunke bis zum Erreichen der notwendigen Bettschwere; dann wird der Verkehr ganz leise. Morgens um sieben dann wieder aufgebrochen weiter gen Norden und dabei meinen Beitrag zum morgendlichen Berufsverkehr in HH geleistet.

2. Tag: Hirtshals (DK)

 

  • Breitengrad: 57° 35′ 14″
  • km: 545 (Σ: 1144)

Schon wieder einige Breitengrade geschafft auf dem Weg zum 66. Sehr angenehmer Campingplatz direkt am Meer. Wenn die blöde Erdkrümmung nicht wäre, könnte man wohl schon Norwegen sehen. Aber so muss ich halt warten, bis die Fähre morgen fährt und uns über die Krümmung hinweg dann auf das norwegische Festland bringt. Das Wetter aktuell ist gar stürmisch und regnerisch und verleitet nicht unbedingt zu ausgedehnten Wanderungen. Insofern macht man’s sich halt im Wohnmobil gemütlich und trinkt a Bier.

Um 12:45 Uhr heute (25.05.) legt die Fähre nach Norwegen ab. Werde den James daher langsam in Marschbereitschaft versetzen und mich dann auf den Weg zum Anleger von Color Line machen. Sehe gerade, dass es auch eine Webcam für den Hafen von Hirtshals gibt hier. Vielleicht ist das Schiff von Color Line ja mal zu sehen. So, die nächsten Zeilen gibt’s dann aus Norwegen.

3. Tag: Sandefjord

 

  • Breitengrad: 59° 7′ 30″
  • km: 26 (Σ: 1170)

Witzig. Da ist man nur 26km gefahren und hat doch schon wieder grob 2 Breitengrade hinter sich gebracht. Möglich gemacht hat’s die Fähre, die uns alle überpünktlich gegen 16:30 Uhr in Larvik kopfüber wieder ausgespuckt hat. Sehr angenehme Überfahrt mit der Super Speed 2 von Color Line. Hier einige Schnappschüsse der Einschiffung (Ja, das heißt so!) und der Überfahrt:

In Larvik dann erst mal kurz einen Geldautomat angesteuert; mit Bargeld in der Tasche fahre ich etwas entspannter. Übrigens heißen die Geldautomaten in Norwegen minibank. Jetzt weiß ich das also auch endlich. An diesem Tag war keine große Etappe mehr geplant, insofern habe ich einen der nächstgelegenen Wohnmobilhäfen angesteuert. Ja, schon wieder eine Wohnmobilhafen. Nicht nur Hamburg hat Einen. Der Meine lag nun hier:

Das runde Ding auf der Karte ist der Platz. Angenehmes Plätzchen, recht ruhig und fast direkt an der Innenstadt.

Der James, die Sau, der Sepp und i endlich in Norwegen. Der mit dem Hut bin ich. Im Hintergrund der Baum ist ein norwegischer.

Die Bierexkursion

Wenn man den ganzen Tag fast nur sitzend verbracht hat, dürstet man des Abends nach Bewegung. So ging’s mir jedenfalls am ersten Norwegen-Tag und ich machte mich auf den Weg in die Innenstadt. Wohl geleitet vom Bierinstinkt bin ich in einer angenehmen Bar gelandet. Erst mal einige Bilder:

Es ist dies das einzige Lokal in der Stadt, das auch Bier von lokalen Brauereien ausschenkt. Die in Deutschland übliche Praxis, dass jede Wald- und Wiesenbrauerei gleich mal zehn Brüll-und-Sauf-Kneipen zwecks Umsatzsteigerung besitzt, scheint zumindest in Sandefjord nicht üblich. Im Bild zu sehen ist Bier von Grans, der ältesten Brauerei der Stadt. Gegründet im Jahre 1899, hat die Brauerei das selbe Gründungsdatum wie das Kurhaus. War sicherlich kein Zufall. Wer den Tag in Schlammpackungen verbringt, will abends auch ein gescheites Bier zur Erholung von der Gesundheit! Und das Kurhaus ist genau das Gebäude in dem sich jetzt auch Thaulows Cafe & Bar befindet.

Obwohl ich Weizentrinker bin, hat das Grans-Pils sehr gut geschmeckt. Auch noch angenehme Gespräche mit dem Wirt geführt. Also alles in allem ein sehr angenehmer Tagesabschluss. Und wer mal in Sandefjord vorbei kommt, unbedingt rein schauen: http://thaulows.no

4. Tag: Lillehammer

 

  • Breitengrad: 61° 6′ 8″
  • km: 303 (Σ: 1473)

Neben dem eigentlichen Ziel, dem Polarkreis, war Lillehammer gleich auf Platz 2 meiner Wunschliste an Zielen. Grund sind eigentlich nur die Olympischen Winterspiele von 1994, die ich immer noch sehr gut im Gedächtnis habe, da es einfach sehr schöne Spiele waren, ohne Protz und Prunk, wie man es sonst so oft findet.

Fährt man nun die E6 nach Norden Richtung Lillehammer kann man schon einige Kilometer vor dem eigentlichen Ortseingang die olympische Sprunganlage, Lysgårdsbakkene, sehen. Spontan habe ich dann auch definiert, dass das meine erstes Ziel der Beschauung werden soll. Es wurde dann aber nicht nur mein erstes Ziel, sonder auch das einzige, das ich an diesem Tag besucht habe. Und dies begab sich so:

Auf dem Campingplatz angekommen, habe ich zunächst mein geliehenes Radl gesattelt (Danke, Wolfgang!), das an diesem Tag zum ersten Mal zum Einsatz kam. Der Campingplatz liegt übrigens hier:

Also dann aufs Radl gestiegen und zur Schanze gestrampelt. Ist nicht sonderlich weit. Lillehammer ist eine sehr überschaubare und schmucke Stadt, die schlicht keine weiten Wege kennt. Auch zu Fuß ist alles problemlos zu erreichen. Bei schönstem Wetter war ich nach einer halben Stunde an der Schanze, unten, im Sprungstadion. Man kann fast überall einfach hingehen, keine Sperren oder abgeschlossene Türen; alles ganz locker.

Auch irgend ein norwegischer Kader hatte gerade Sprungtraining. Es gab also auch noch etwas zu sehen. Plötzlich wurde ich heftig gestochen! Vom Hafer. Das imposante Ding vor mir hatte mich gereizt und ich wollte da ganz hinauf. Aber nicht einfach so. Mein sportlicher Ehrgeiz war geweckt. Also zurück geradelt zum Campingplatz, das Rad gegen Laufschuhe getauscht, und alles wieder zurück im Laufschritt. Aber dieses Mal eben nicht nur bis zum Sprungstadion, sondern ganz hoch, bis zum Sprungturm.

Zugegebenermaßen sind die meisten der 936 Stufen an der Schanze dann nicht mehr im Laufschritt zu bewältigen; da muss man dann einen Gang zurück schalten. Oben angekommen, wird man jedoch aber für alles entlohnt, wie die Bilder unten zeigen. Zurück zum Campingplatz dann auch wieder – wie ein Gaul – in leichtem Trab.

Solchermaßen körperlich betätigt habe ich den Rest des Tages dann aber nur noch mit James, dem Sepp und der Sau verbracht, was dann dazu geführt hat, dass ich den Rest von Lillehammer (außer der Schanze gibt’s da ja noch mehr) nicht gesehen habe. Mal sehen, ob sich auf dem Rückweg noch eine Möglichkeit bietet.

Und jetzt gibt’s noch die Bilder zum Text:


5. Tag: Auf dem Galdhøpiggen

  • Breitengrad: 61° 43′ 19″ (Bøverdalen)
  • km: 221 (Σ: 1694)

Der Galdhøpiggen ist nicht nur ein Berg, sondern er ist auch die norwegische Antwort auf die deutsche Zugspitze; es ist nämlich deren höchster. Mit seinen 2469m ü.NN befindet er sich im Nationalpark Jotunheimen. Er ist nicht nur ein einfacher Berg, sondern er hat auch noch einen schönen Gletscher, auf dem es sich auch im Sommer gar trefflich Skifahren lässt. Zwar nur ein einziger Schlepplift, aber dafür eine geschätzt über einen Kilometer breite Piste.

Wobei der Begriff Piste gar nicht so richtig ist. Es ist nämlich nichts abgesperrt, es gibt keine blauen oder roten Abfahrten. Man fährt halt einfach den Gletscher runter, und zwar wo man will. Es gibt keine Schluchten oder Gletscherspalten, also recht ungefährlich die ganze Sache. Wenn man sich also ernsthaft verletzen will, muss man sich schon richtig anstrengen. Infos zum Skigebiet gib’s hier, und hier noch das Ganze in der Übersicht:

Gefährlicher als die Gletscherabfahrt ist allemal die Straße zum Gletscher. Sie führt über 15km von Bøverdalen bis zur Talstation. Auf diesen 15km sind etwa 1500 Höhenmeter zu überwinden, was das Sträßchen zum steilsten macht, das ich jemals befahren habe. Wir (der James, der Sepp, die Sau und i) mit unseren 3,5t Blech mussten uns teilweise im 2. Gang hoch mühen. Auf dieser Straße gibt es nicht: Leitplanken, Fahrbahnmarkierungen, Sicherungssysteme, eine Fahrspur für jede Richtung. Das ist aber ja sowieso nur etwas für Warmduscher, Sitzpiesler und Foliengriller. Dafür gibt es aber eine Mautstation auf halber Höhe, deren Schranke sich nach Zahlung von 100 NOK wie von Geisterhand öffnet und die Durchfahrt gestattet und somit final den Weg zum Gletscher frei macht.

Ich weiß nun nicht, womit ich es verdient habe, nach fünf Tagen Fahrt und etwa 1600km gefahrenen Kilometern genau an einem Tag anzukommen, an dem das Wetter zum Helden Zeugen einlädt. (Für die Hohenloher: A bolla Haaweed’r.) Irgendwie hat’s aber geklappt und die folgenden Bilder sollen den Beweis dafür liefern:


6. Tag: Levanger

  • Breitengrad: 63° 44′ 18″
  • km: 436 (Σ: 2130)

Morgens von Campingplatz Bøverdalen nochmal hoch auf den Gletscher. Wenn ich schon mal hier war, wollte ich das auch ausnutzen. Auf der Fahrt hoch zum Gletscher an diesem Morgen, habe ich es mir dann doch nicht verkneifen können, das Sträßchen mal im Film festzuhalten. Da ich meine Super-8-Kamera zuhause vergessen hatte, habe ich eben mit dem Smartphone gefilmt, das sich sowieso in der Halterung an der Windschutzscheibe gelangweilt hat. Das Video ist aber aktuell noch nicht bearbeitet; werde es bei Gelegenheit mal nachliefern an dieser Stelle.

Allein, mir war der Wettergott nicht hold an diesem Morgen. Alles recht neblig. Nach einigen Abfahrten erst mal einen Einkehrschwung gemacht in dem Restaurant, in dem auch die Skipässe verkauft werden. Damit habe ich den norwegischen und schwedischen Skikadern die Piste überlassen, die an diesem Tag ihren Nachwuchs gedrillt haben. Das Restaurant, sowie den höchsten Berg Norwegens an diesem Tag zeigen die folgenden Bilder:

 

Da sich das Wetter trotz Einkehrschwung nicht gebessert hat – im Gegenteil – es hat auch noch zu Schneien angefangen, habe ich den Ski-Exkurs an diesem Tag beendet und statt dessen den angebrochenen Vormittag benutzt, um mich schon auf den Weg zur nächsten Etappe zu machen. Eigentlich wäre Steinkjer dran gewesen. Da das aber doch recht weit war für norwegische Verhältnisse – man kommt nur langsam vorwärts – habe ich dem James einfach das Kommando zum Losfahren gegeben mit der Maßgabe mal zu sehen, wie weit wir kommen an diesem Tag. Gekommen sind wir dann bis Levanger. Angenehmer und absolut ruhiger Platz und somit durchaus zu empfehlen. Wer sich’s mal anschauen will:

Nach der recht langen Fahrt (Für die 436km sind etwa 8 Stunden drauf gegangen!) dann nur noch etwas geradelt um die körpereigenen Schläuche nach dem langen Sitzen wieder durchzublasen und dann einen Bierfeierabend eingeläutet.


7. Tag: Haugen / Trofors

  • Breitengrad: 65° 35′ 38″
  • km: 276 (Σ: 2406)

Levanger den Rücken gekehrt und weiter nach Norden gefahren, kommt man dann eben mal nach genau 276km an einem verträumten Campingplatz vorbei, der da mal eben so neben der E6 liegt. Da sich die wenigen gefahrenen Kilometer über recht viele Stunden erstreckt haben, haben wir diesen Platz dann auch genutzt, um die Tagesetappe zu beenden und uns der Beschauung und Erholung zu weihen.

Die Fahrt an diesem Tag ging u.a. am Børgefjell nasjonalpark vorbei, auf dessen Höhe man dann auch das Tor zum Norden passiert, sprich, in die Region Nordland vordringt. Weiter geht’s dann später vorbei am Lomsdal-Visten nasjonalpark. Da dies eine reine Fahr-Etappe war, ohne Halt an wahnsinnig wichtigen Kulturgütern, erst mal einige Bilder von der Fahrt, die meisten vom James fotografiert.

Campingplatz Haugen

Der Campingplatz selbst war ein Volltreffer. Obwohl schlicht und einfach, war es die gemütlichste Ecke bis jetzt in Norwegen. Alles unkompliziert und ordentlich WLAN; was will man mehr. Daher sei diesem Platze eine extra Portion Bilder gewidmet.

Ach so. Wer hier auch mal entspannen will, der Platz liegt genau hier:

Abendruh

Abends noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Das Schöne ist, dass man hier losgehen kann wann man will ohne Angst haben zu müssen, von der Dunkelheit überrascht zu werden, da es um diese Jahreszeit hier einfach keine Dunkelheit gibt. Habe also wagemutig die E6 zu Fuß überquert und bin einfach der Nase nach einige Kilometer gelaufen. Und hier die Impressionen davon:


8. Tag: Der Polarkreis

  • Breitengrad: 66° 33′ 7″
  • km: 205 (Σ: 2611)

So etwas! Kaum ist man sieben Tage und lächerliche 2600km unterwegs, kommt man einfach so am Polarkreis vorbei. Sachen gibt’s.

Nun denn, das Ziel der Reise ist definitiv erreicht; der James, der Sepp die Sau und i stehen erstens auf dem Polarkreis und zweitens direkt auf dem Parkplatz des Polarkreiszentrums.

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Der James, der Sepp, die Sau und i am Polarkreis.

Wie es dazu kam, dass wir am Polarkreis gelandet sind, hat damit zu tun, dass wir da einfach hingefahren sind. Die Reise vom letzten Campingplatz hierher hat auch wieder einige Stunden in Anspruch genommen, und führte durch wunderbare Landschaften. Daher will ich Bilder dieser Landschaften auch nicht vorenthalten; wenngleich das natürlich auch nur ein minimaler Ausschnitt der Reise sein kann. Fotografiert hat wieder der James während der Fahrt.

Das Polarkreiszentrum

Was ist eigentlich das Polarkreiszentrum? Nun, man muss ehrlich sein und sagen: eine Touristenbude! Aber eine sehr Schöne trotzdem! Im Stil einer Jurte errichtet, beherbergt das Gebäude ein Fast-Food-Restaurant (würg), ein Kino mit einem Film über eben den Polarkreis und natürlich einen Andenkenladen. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten habe ich mich aber an genau dieser schönen Touristenbude den ganzen Tag und die Nacht aufgehalten, um die Tatsache der Anwesenheit am Polarkreis zu genießen. Aber jetzt erst mal einige Bilder des Zentrums und der Umgebung.

Die Landschaft

Westlich und ostwärts des Zentrums gibt es dann die Landschaft; und die ist wirklich sagenhaft. Sie liegt da einfach so rum. Das Zentrum selbst liegt auf einer Hochebene auf grob 600m ü.NN. Und ringsherum räkeln sich die von Gletschern abgeschliffenen Felsen in die Höhe. Habe dann am Nachmittag erst mal die Westseite erkundet, wovon diese Bilder Zeugnis tun:

Irgendwo auf halber Höhe eine fast 360°-Perspektive produziert:

Da durch die fehlende Dunkelheit mein Biorhythmus sowieso seit Tagen schon am Schleudern ist, bin ich dann des Nachts gegen 23 Uhr bei schönster Helligkeit auch noch auf die Ostseite hinauf gekraxelt und habe geschaut, was es dort so alles gibt. Viele Bilder sind es nicht, dafür aber wohl recht ansprechende. Mangels detailliertem Kartenmaterial, das hier bis jetzt nicht zu bekommen war, kann ich keine Auskunft zu den Namen der Bergesgipfeln geben.

So, damit ist das Hauptziel der Reise erst mal erreicht. Es hat sich absolut gelohnt bis jetzt. Nun ruft langsam aber sicher die Rückreise…

9. Tag: Røkland

  • Breitengrad: 66° 56′ 16″
  • km: 49 (Σ: 2660)

Nach der Übernachtung am Polarkreiszentrum und meiner nächtlichen Exkursion in die Berge war mir der Sinn nicht mehr nach weiten Autofahrten. Letztere waren auch gar nicht mehr geplant, da das Ziel der Reise ja erreicht war. Gleichwohl ging es noch einige Kilometer nach Norden auf der Suche nach einem Campingplatz. Gefunden ward dieser in Røkland hier:

Der Müdigkeit und dem durchwachsenen Wetter geschuldet, wurde an diesem Tag nur das Notwendigste erledigt, sprich, Waschen, Kochen, Essen und Bier trinken. Diese überschaubaren Tätigkeiten schlagen sich auch in der Anzahl der Bilder nieder, die wie die vollbrachten Tätigkeiten sehr übersichtlich ist für diesem Tag.


10. Tag: Nach Steinkjier

  • Breitengrad: 64° 1′ 13″
  • km: 559 (Σ: 3219)

Wie an anderer Stelle in diesem Beitrag ja schonmal erwähnt, haben die Norweger in den Sommermonaten die Nacht abgeschafft um Energie zu sparen. Das ist ja auch erst mal ganz praktisch. Bei mir hat die nicht mehr vorhandene Dunkelheit jedoch zu einem Totalverlust jeglicher innerer Uhren geführt, die sonst für das Schlafen, die Nahrungsaufnahme, das Reisen oder sonst halt für die üblichen Tätigkeiten zuständig sind.

Dies hatte nun auch zur Folge, dass ich am gestrigen Nachmittag, wohl auch infolge meiner Spaziergänge am Tag und in der Nacht zuvor, von einer bleiernen Müdigkeit überfallen wurde. Diesem Überfall hatte und wollte ich nichts entgegen setzen und begab mich somit in die Horizontale zum Zwecke der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft. Diese war dann auch nach einigen Stunden wieder hergestellt – zumindest halbwegs – hatte aber dann wiederum zur Folge, dass sich dann zur eigentlichen Schlafenszeit, eben „Nachts“, rein überhaupt kein Müdigkeitsgefühl, geschweige denn Schlaf einstellen wollte.

Solcherart traktiert mit Schlafentzug beschlossen wir (Wir wissen ja: Der James, der Sepp, die Sau und i.) unsere sieben Sachen zu packen, Marschbereitschaft herzustellen und den Rückweg gen Süden anzutreten. Zum Zeitpunkt des Beschlusses war es wohlgemerkt morgens um halb drei, Abfahrt war dann um halb vier.

Man merkt es schon, das Wort „Süden“ ist gefallen. Es geht also nun wieder zurück. Das Nordnescamp war der nördlichste Punkt der Reise; ab jetzt werden die Breitengrade wieder kleiner – leider. Narvik und Kirkenes müssen warten, bis ich mal wieder in die Richtung fahre. Und die Arktis muss halt jetzt auch erst mal wieder ohne mich auskommen.

Die Etappe, die ich an diesem Tag heruntergerissen habe, ist für einen Tag definitiv nicht zu empfehlen. 559km dauern in Norwegen eine Ewigkeit. Und so war es auch hier. Von morgens 3:30 Uhr bis abends 19:15 Uhr, das ist happig. Die reine Netto-Fahrzeit, nach Abzug der Pausen aber inklusive der Fährfahrten, betrug etwa 13 Stunden. Also nicht zur Nachahmung empfohlen. Irgendwie war der Hintergedanke, vielleicht einen Tag rauszuschinden, den ich dann in Lillehammer verbringen könnte. Ist aber letztendlich auch nichts geworden. Aber egal.

Gleichwohl war es landschaftlich eine der schönsten Etappen. Wo die Norweger so viel schöne Landschaft her haben ist immer wieder beindruckend. Es ging also über Mo i Rana auf die Küstenstraße 17 und dann über Brønnøysund und Namsos nach Steinkjier. Wer diese Strecke wählt, muss zwar nicht über sieben Brücken gehen, aber mit vier Fähren fahren. Die Straße ist hier nämlich an vielen Stellen komplett vom Meer überspült. Und insofern braucht man halt Schiffchen um weiter zu kommen.

Die einzelnen Etappen stelle ich hier mal vor. Aber nochmal der Rat: So nicht nachmachen; das ist eine Strecke für 2, 3 oder noch mehr Tage.

Røkland-Tjotta

Ab Mo i Rana ist man erstens auf der FV. 17 und zweitens in der Region Helgeland. Die 17 ist auch bekannt als Kystriksveien. Hier muss bei Nesna mit der Fähre übergesetzt werden nach Levang, dann geht’s fröhlich weiter.

Tjotta-Anddalsvågen

Das ist das längste Fährstück, gefolgt aber vom kürzesten Straßenstück nach Anddalsvågen. Von Tjotta geht es zunächst per Schiffchen hinüber nach Forvik.

Anddalsvagen-Vonnesund

Hier geht’s auch erst mal wieder los mit einer Fähre, die einen nach Horn bringt. Von dieser Fähre gibt’s keine Landschaftsbilder, da der Wünd dermaßen greißlich pfoff an Deck, so dass ich mich wieder in den James zurückgezogen habe. Habe dann statt dessen die Innenwände des Schiffs fotografiert. Wer also Landschaft sehen will, muss sich diese jetzt vorstellen.

Vønnesund-Steinkjier

Das war es dann für diesen Tag mit Fähren. Diese Letzte bringt einen von Vønnesund nach Solstadt. Dann geht’s nur noch auf der 17 bis Steinkjer.

Insel Hoøya / Steinkjer

Gestrandet sind wir abends dann bei Steinkjer auf einem lauschigen Parkplatz auf der Badeinsel Hoøya hier.

Mit Baden war’s allerdings nichts. Die heftigen Windböen hätten wohl für verschiedenste Krankheitsszenarien gesorgt, vom Schnupfen bis zur geschmeidigen Lungenentzündung. Daher habe ich das auch vermieden und mir nur innerlich Flüssigkeit zugeführt. Das war es dann für diesen Tag. Ich habe fertig.


11. Tag: Steinkjer

  • Breitengrad: 64° 1′ 21″
  • km: 12 (Σ: 3231)

Ja, weit sind wir nicht gekommen. Gigantische 12 Kilometer von der letzten Ruhestätt‘ bis zum Campingplatz im Stadtbereich von Steinkjer. Nach der Mammuttour vom Vortag hatten wir alle etwas Ruhe nötig und mussten zudem notwendige Ver- und Entsorgung verschiedener Flüssigkeiten im James vornehmen. Eine gründliche Reinigung des Innenraumes stand auch an, und insofern bot sich mal ein Tag Auszeit an.

Zum Beweis, dass auch alles schön sauber gemacht wurde, mögen die folgenden Bilder dienen. Und außer, dass ich noch meinen vom vielen Sitzen ermatteten Körper durch einen ausgedehnten Lauf wieder auf Vordermann gebracht habe, gibt es an diesem Tag nichts mehr zu berichten. Ätsch!


Nebenbetrachtung: Vom Elch

Entgegen aller anders lautenden Informationen der norwegischen Bevölkerung, von Wissenschaftlern, Biologen oder Touristen, die angeblich schon mal da waren oder den gedruckten Lettern angeblicher Fachliteratur bleibt an dieser Stelle ganz klar festzustellen: Es gibt keinen Elch in Norwegen!

Es gibt in Norwegen Elchwarnhinweisschilder, Elchmärchen, Elchgeschichten, Elchtassen, Elchgläser, Elchschnapsgläser, Elchbiergläser, Elchmützen, Elchhüte, Elchaufkleber, Elchsocken, Elchhüttenschuhe, Elchstrampler für Babies, Elchunterhosen, Elchdecken (Hab‘ selber eine gekauft.), Elchbierglasuntersetzer, Elchaschenbecher, Elchkugelschreiber, kleine Elchbleistifte, große Elchbleistifte, ganz große Elchbleistifte, Elchschlüsselanhänger, Elch-T-Shirts, Elchpullover, Elchbilder, Elchkartenspiele, Elchkalender, Elchkondome (mit Geweih) oder Elchjacken, um nur mal eine kleine Auswahl zu nennen. Aber es gibt keinen Elch! Der Elch ist eine Erfindung der Sagenwelt, ähnlich die der Trolle. Und das ganze erwähnte Elchzeugs wird nur hergestellt, damit elcht viele Touristen nach Norwegen kommen. Elcht! Könnt ihr glauben!

12. Tag: Über Trondheim ins Gudbrandsdalen

  • Breitengrad: 61° 32′ 21″
  • km: 419 (Σ: 3650)

Mein Schlafdefizit mit 12 Stunden Bettruhe in Steinkjer mehr als ausgeglichen, ging es kurz nach Mittag von dort weiter Richtung Süden. Ein konkretes Etappenziel ward nicht definiert. Eher die Stunde, in der eine Ankunft irgendwo erfolgen sollte. Die Stunde sollte so gegen 18 oder 19 Uhr sein; der Ort war egal.

Trondheim

Da ich noch in keiner größeren Stadt war in Norwegen, dachte ich, es wäre eine gute Idee auf dem Weg nach Süden mal in Trondheim vorbei zu schauen. War auch eine gute Idee. Die E6 also verlassen und ein Parkplätzchen gesucht, was auch verdächtig schnell gelang. Soweit ich die Schilder dort verstanden hatte, war eine maximal Parkdauer von 3 Stunden zulässig. Den Rest der norwegianischen Buchstaben habe ich nicht verstanden, zur Sicherheit aber mal eine Parkscheibe eingelegt. So komplett falsch wird das wohl nicht gewesen sein, da ich dann später Trondheim ohne Strafzettel wieder verlassen habe.

In Trondheim gibt es Trondheimer, Trondheimerinnen, Hippies, Flüchtlinge und Häuser, die selbständig aus Baumstämmen heraus wachsen, die man da vorher ins Meer gepflanzt hat – ganz interessant. Nachdem ich der Nase nach einfach mal begonnen habe zu flanieren, führte mich der Weg an eben jenen Häusern vorbei, die durch ansprechende Restaurationen auch zum längeren Verweilen einladen. Etwas verweilt habe ich dann auch – bei einem Tässle Kaffe und einem belegten Käsebrot. Habe auch etwas wild um mich fotografiert und will meinen schriftlichen Erguss nun auch noch durch entsprechende Bilder untermalen.

Tante Helene

Den Baumhäusern gerade den Rücken gekehrt, kam ich bei Tante Helene vorbei. Also nicht direkt. Es war dies nämlich ein blechern‘ Schild, gar schön bemalt, beschriftet und verziert, welches in der Lage ist, für eine ausgewählte Speise die dazu passenden Gewürze anzuzeigen. Und das in Deutsch!

Tatsächlich fand sich dies‘ Schild vor einem Laden, der eine Mischung aus Fotoatelier und Antiquitätenladen darstellte, zusammen mit allerlei anderen Dingen, und auffallend viele davon offensichtlich aus Deutschland. Gebetsbilder, Werbetafeln oder der Adler als hölzernes Kinderspielzeug fanden sich darunter. Dieses Germanentum scheint jedoch eher Zufall zu sein, wie man mir nach Nachfragen versicherte; ganz glauben kann ich es jedoch nicht.

Wie dem auch sei. Obwohl ich sicher war, dass sich für solcherlei Gewürzauswahlinstrumentarium auch eine passende Android-App finden würde, war ich mir genauso sicher, dass Tante Helene durch keine App ersetzt werden sollte, sondern im Gegenteil, in meiner Küche einen prominenten Platz finden und mich fortan bei der Zubereitung meiner Speisen beraten sollte. So dann auch getan. Und nach dem Bezahlvorgang und etwas Smalltalk mit der außergewöhnlich attraktiven Verkäuferin erst den Laden und dann Trondheim über den Feierabendverkehrsstau wieder verlassen. Zu Hause gibt es schon etliche Nägel und Wände, die nur auf Tante Helene warten!

Dovrefjell nasionalpark

Ganz grob zwischen Oppdal und Dombås haben die Norweger besonders viele schöne Berge in der Landschaft verteilt. Von Diesen lassen sie in der warmen Jahreszeit Wasser hinunter rieseln. Diese rieselnden Gewässer sammeln sich dann im Tal zu mitunter reißenden und tobenden Gebirgsbächlein, die dann wiederum in die Fjörde gepumpt werden, damit die Schiffe von Hurtigruten dort verkehren können. Also ganz klug ausgedacht von den Norwegern. Und genau das ist der Dovrefjell Nationalpark!

Auf dem Weg nach Norden schon von dieser Ecke begeistert haben wir, der James und ich, nochmal einige Bilder geschossen und präsentieren diese hier kurz.

Etappenende

Letztendlich wieder erheblich weiter gefahren als ursprünglich gedacht. Der James war halt nicht zu bremsen. Um kurz vor 21 Uhr sind wir auf einem Parkplatz an der E6 angekommen und haben den Tag gut sein lassen. Ach so: Die Klospülung im Klo vom James hatte heute tagsüber temporär ihren Dienst verweigert; jetzt tut sie aber durch wundersame Heilung wieder.


Nebenbetrachtung: Vom Durst

Der James hat mich auf dieser Reise sehr beeindruckt! Bin ja nun schon viele tausende Kilometer mit ihm unterwegs (nicht nur in Norwegen, sondern auch daheim), aber hier verhält er sich völlig anders was seinen Durst betrifft. Schluckt er zuhause auf Langstrecken mit einer per Tempomat geregelten Höchstgeschwindigkeit von 120km/h normalerweise 13 Liter Diesel auf 100km, verhält er sich hier in Norwegen erheblich sparsamer: bester bis jetzt gemessener Wert ist 8,9 Liter pro 100km. Toll!

Für Manchen mögen knappe 9 Liter immer noch ein apokalyptisches Quantum darstellen, aber 3,5 Tonnen Stahl, Blech, Mensch und was halt sonst noch so dazu gehört müssen halt erst mal bewegt werden. An der schieren Physik kommt man eben nicht vorbei, trotz aller tollen Öko-, Euro- und Wasweisichfürwelchenormen.

Und die Moral von der Geschicht‘: Wer Sprit und damit Geld sparen will, muss unbedingt in Norwegen Urlaub machen. Je mehr man fährt, umso mehr spart man! Jedoch: An meinem „Durschd“ hat sich nichts geändert! Komisch…

13. + 14. Tag: Lillehammer

  • Breitengrad: 61° 7′ 40″
  • km: 66 (Σ: 3716)

Nun hat es doch nochmal geklappt mit Lillehammer, das ich beim ersten Besuch, auf der Hinreise, etwas spärlich betrachtet hatte. Wollte das nun nachholen und das Städtle etwas näher unter die Lupe nehmen. Gelandet bin ich dieses Mal auf dem nördlichen der beiden Campingplätze hier:

Jener liegt etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt, aber mit dem Radl ist das ja kein Problem. Hier erst mal einige Impressionen von der Gegend des Campingplatzes und vom Mjøsa-See, an dessen Ufer sich Lillehammer gewöhnlicherweise aufhält, nebst einigen Schnappschüssen von Lillehammer selbst.

Etwas recherchiert am ersten Abend was den nun zu besichtigen wäre, fiel die Wahl auf das Maihaugen-Museum. Es ist diese eine Freilandmuseum, das bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde, und hauptsächlich Häuser und Gehöfte aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters bis in die aktuelle Neuzeit beherbergt. Und damit ist auch wirklich die neueste Neuzeit gemeint. Witzigerweise kann man zum Beispiel ein komplettes Haus begehen, das den Baustil und die Einrichtung der 70-er Jahre zeigt. Nicht mal die ABBA-Platte hat gefehlt im Jugendzimmer.

Alle Exponate stammen dabei aus der Gegend von Lillehammer und des Gudbrandsdales, das von Lillehammer noch viele Kilometer weiter nach Norden verläuft. Habe mich gleich zwei Tage darin aufgehalten, da zum Besichtigen der Dinge gar sehr viele waren.

Im selben Gebäude, durch das man das Maihaugen-Museum betritt, findet sich auch das Norwegische Olympische Museum, das neben der Winterolympiade 1994 in Lillehammer auch eine sehr gut gemachte Ausstellung zur Geschichte der Olympischen Spiele überhaupt zeigt. Beide Ausstellungen, Maihaugen und Olympische Spiele, haben mich an beiden Tage umfassend beschäftigt, und einen kleinen Teil davon gibt es jetzt noch als Bilder hinterher.

Olympisches Museum

Maihaugen-Museum

Land und Leute

Mit den in der Überschrift genannten Dingen hatte ich an beiden Tagen gar nicht viel zu tun. Aber am Ende des zweiten Tages habe ich mich zumindest noch in eine Kneipe gerettet und mal wieder norwegisches Bier probiert. Hat mich aber nicht so sehr vom Hocker gerissen. Mich daher wieder dem von zuhause mitgebrachten Bier gewidmet. Ein gemütlicher Sonntagabend war es aber allemal.

Prost!

15. Tag: Uddevalla

  • Breitengrad: 58° 19′ 48″
  • km: 423 (Σ: 4139)

Kaum Lillehammer den Rücken gekehrt und weiter nach Süden gefahren, befindet man sich flugs in Schweden. Na ja, so schnell war’s auch nicht. Insgesamt 423 Kilometer bis zum Campingplatz hier, dazwischen noch in Svinesund die Steuerrückerstattung meiner am Polarkreis gekauften Souvenirs kassiert, dann weiter bis zum Platz bei Uddevalla und einen gemütlichen Nachmittag und Abend gemacht.

Wollte meine schon viele Jahre in der Schublade gammelnden schwedischen Kronen endlich mal in etwas Flüssiges umsetzen im lokalen Campingplatzrestaurant. Aber ganz touristenunfreundlich hat eben jenes Restaurant seine Pforten bereits um 16 Uhr geschlossen. Irgendwie machen die ihre Kneipen zu, wenn bei uns die Kneipen auf machen. Was will man machen – dann halt doch wieder Paulaner aus dem mitfahrenden Kühlschrank. Ist vielleicht auch die bessere Lösung.

Aber nicht nur die Norweger, nein, auch die Schweden haben Landschaft und Wetter! Erstere kann ähnlich begeistern wie in Norwegen, und Letzteres war an diesem Tag auch keinerlei Kritik würdig, außer vielleicht die etwas steifen Brise, die ohne Unterlass wehte und ohne diese vielleicht doch noch einige Grad mehr an Temperatur möglich gewesen wären.

Laut Campingführer liegt dieser Platz an einem See. Wenn ich das auf der Karte jedoch richtig gesehen habe, hat dieser See einen direkten Meeresanschluss. Und ob das jetzt eine Meersee oder ein Seemeer oder ein Wasauchimmergewässer ist, in jedem Fall reicht das dort vorhandene Wasser bis ans Ufer, wo dann die Landschaft beginnt. Und von diesem Konglomerat habe ich einige Bildchen produziert, die hiermit nun präsentiert werden sollen.

Ach so, der Platz liegt hier:

16. Tag: Kurz vor Malmö

  • Breitengrad: 55° 41′ 20″
  • km: 342 (Σ: 4535)

Was ich beim 15. Tag (siehe dort) überhaupt vergessen habe zu erwähnen ist, weshalb ich jetzt eigentlich in Schweden bin – eigentlich ist es ja ein Norwegen-Urlaub. Der Grund ist, dass ich auf der Rückreise auf keine Fähre angewiesen sein wollte, die ich an einem Tag X zur Stunde Y erreichen musste. Denn wisse: Kurzfristige Fährbuchungen von Norwegen nach Dänemark können sehr teuer werden. Und deshalb also gleich die Route über Malmö, Kopenhagen und dann über Flensburg wieder in Deutschland einfallen.

Aber einen zweiten Grund gibt es auch noch: Die Øresundbrücke von Malmö nach Kopenhagen – oder von Kopenhagen nach Malmö – je nachdem, von wo man kommt oder wohin man will. Diese Brücke unterscheidet sich ganz eklatant von jedem Holzsteg über einen württembergischen Bach und ist es schon deshalb wert, überfahren zu werden. Zuletzt habe ich diese überfahren, oder vielleicht besser: überquert, im Jahre 2006. Und nachdem wir uns 10 Jahre nicht mehr gesehen hatten, war es nun also mal wieder an der Zeit.

Kurioserweise liegt der Campingplatz auf dem ich hier gestrandet bin – und gestrandet ist der richtige Ausdruck, den ich stehe hier auf sandigem Strand – in Sichtweite zu Malmö und der Øresundbrücke, die dann morgen überquert werde soll. Selbst Dänemark ist heute deutlich am Horizont zu erkennen. Einige Bilder vom Platz, vom Wetter, von der Brücke, von Dänemark und schon wieder von der Landschaft gibt es jetzt noch:

Und wer mit aller Gewallt einmal selbst hierher will, der Platz liegt hier:

Nebenbetrachtung: Von der Sprache

Der norwegischen Sprache so rein überhaupt nicht mächtig, habe ich trotzdem das Wagestück unternommen, mich in diese nördlichen Gefilde zu begeben. Und siehe da, wie in jedem Büchlein über Norwegen zu lesen, kommt man mit dem Englischen absolut überall durch. Mit „absolut überall“ meine ich auch „absolut überall“. Tankstelle, Supermarktkasse, Rezeption des Campingplatzes, im Museum, im Tourismusbüro sowieso, im Bioladen, im Antiquitätenladen, einfach überall funktioniert das! Das Englisch von dem ich schreibe erstreckt sich dabei nicht auf einen kleinen Grundwortschatz, sondern es sind immer (nach meiner Erfahrung) fließende Konversationen auf ansprechendem Niveau möglich! Toll!

Glückwunsch, Norwegen! Du schaffst dich noch nicht ab!

17. Tag: Zurück in Deutschen Landen

  • Breitengrad: 53° 4′ 55″
  • km: 605 (Σ: 5140)

Nach nun etwa zwei Wochen gemütlichen Dahingleitens auf skandinavischen Straßen, sind wir wieder angekommen in den offenen Kampfhandlungen bundesdeutscher Autobahnen und sonstiger asphaltierter Oberflächen auf germanischem Territorium. Zurück also im wilden Wahnsinn. Mensch und Maschine an der Grenze ihrer Belastungsfähigkeit. Staus, Baustellen (allein zwischen Flensburg und Hamburg schon drei Stück), Gehupe, Geschimpfe. Versuche, die Schallmauer auf der linken Spur zu durchbrechen. Zehn Meter Abstand zum Vordermann bei 180km/h, Lichthupe, normale Hupe, Blinker links. Was will man mehr? Ach, Heimat, du hast mich wieder!

Ich glaube, die Norweger und Schweden wissen gar nicht, was ihnen alles Schönes entgeht auf ihren eigenen Straßen. Man müsste das mal ins EU-Parlament einbringen unter dem Motto: Harmonisierung des Straßenverkehrs; wir geben etwas Wahnsinn ab, dafür gibt’s etwas Gelassenheit von den Nordmännern.

Vor die Deutschen Lande hat die Natur allerdings noch Dänemark gesetzt, das es zuerst zu durchqueren gilt. Bis auf ein kleines Schlafpäuschen und zwei Zwangspausen zwecks Entrichtung von Brückenmaut, habe ich dieses windige Land ohne weiteren Stopp durchquert. Mit gut ausgebauten Autobahnen und erlaubter Höchstgeschwindigkeit von meist 120km/h kommt man da recht gut vorwärts.

Landschaft haben die Dänen auch. Habe sogar ein Andenken in Form der beschädigten Windschutzscheibe des James mitgebracht, verursacht von einem dänischen Stein, der sich, als wir gerade vorbei fuhren, in etwa 1,80m Höhe über Autobahnoberfläche aufgehalten hat. Was er dort überhaupt gewollt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall ist die Scheibe jetzt an einer Stelle am A… und James und ich leben in der Hoffnung, dass eine minimalinvasive und kostengünstige Reparatur möglich sein wird. Mal sehen.

Weg nun von der zerstörerischen Landschaft hin zu imposanten Bauwerken. Diese gibt es, wie im Bericht zu Tag 16 schon erwähnt, zum einen in Form der Øresundbrücke zwischen Malmö und Kopenhagen und zum anderen ist da noch die Brücke über den Großen Belt (Storebælt), die Ost- und Westdänemark miteinander verbindet. Beides imposante Bauwerke, von denen einige Bilder unserer Überfahrt hier präsentiert werden sollen.

Øresundbrücke

Kurze Pause kurz nach Flensburg um die Heimat erst mal wieder zu begrüßen, dann weiter Richtung Bremen. Richtung Bremen deshalb, da am nächsten Tag noch eine Fahrt ins Münsterland anstandt. Daher nicht die standardmäßige Nord-Süd-Achse, die A7, genutzt, sonder nach Hamburg auf die A1. Unser Weg hat uns dann nach Everinghausen geführt, zum Campingplatz Grüner Jäger. Ein sehr angenehmer sauberer Platz mit Pool, Restaurant, Wifi, Wild und allem was man sonst noch so braucht. Absolut empfehlenswert also. Der Platz liegt hier:

Und so sieht es dort aus:

18. Tag: Wieder zu Hause

  • Breitengrad: 49° 18′ 2″
  • km: 699 (Σ: 5839)

Das wird jetzt recht kurz: wir sind wieder zu Hause.  Endgültig den heimatlichen Breitengrad erreicht. Im Münsterland noch andere James Cook-Freunde besucht, um jenen einen Heckträger abzukaufen. Den neuen Heckträger dann zusammen mit dem Radl auf den alten Heckträger geschnallt und die restlichen lächerlichen 699 Kilometer noch kurz runter gespult. Und so sieht es aus, wenn man wieder zu Hause ist:

small_20160609173221

Der James, der Sepp, die Sau und i wieder zuhause. Man sieht es an den freudigen Gesichtern.

So, das war es dann. Wer es denn tatsächlich bis hierher geschafft hat zu lesen, dem sei gratuliert und der sei gleichzeitig eingeladen, seinen Kommentar hier zu hinterlassen oder eine qualifizierte Frage zu stellen.

Danke, James für den störungsfreien Transport aller Lasten und vom Sepp, der Sau und von mir! Für mich gilt jetzt: Urlaub ex! Ab Montag wird erst mal wieder g’schafft! Geld verdienen, um vielleicht mal vom Polarkreis nach Kirkenes zu fahren mit dem James, dem Sepp und der Sau.

25.05.2016 - Posted by | Norwegen, Polarkreis | ,

22 Kommentare »

  1. Da hast du ja in kurzer Zeit schon viel Interessantes gesehen!

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    Kommentar von Elfriede Dietz | 26.05.2016 | Antworten

  2. Hallo Bernd,
    Vielen Dank für die schönen Bilder und vor allem für deine wundervoll formulierten und witzigen Beschreibungen!
    Du solltest als Reise Berichterstatter ein Buch herausbringen!!!
    I h selbst hatte zwei Tage Stress mit dem Abonnieren ,musste immer wieder Sachen eingeben z.b. E-Mail das war OK dann web site usw nichts hat geklappt,war schon fix und fertig,heute noch einmal probiert,jetzt hat es geklappt,
    Liebe Grüße nach Norwegen
    Lilo und Lothar

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    Kommentar von Lilo Kürschner Mainzerstr, 42 74653 Künzelsau | 27.05.2016 | Antworten

  3. Hallo Bernd sieht alles sehr interessant aus verfolge gerade deine Tour
    Gruß Thomas

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    Kommentar von Thomas Dietz | 28.05.2016 | Antworten

  4. I wui nur – Skifoahrn, wow, wow, wow……..

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    Kommentar von Elfriede Dietz | 28.05.2016 | Antworten

  5. Wow! Du schreibst aber fleißig 🙂

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    Kommentar von Dimitri Uwarov | 30.05.2016 | Antworten

  6. Hallo Bernd!
    Sehr schöne Bilder!
    Viele Grüße und noch viel Spaß und Erfolg auf deiner Reise wünscht dir Familie Ziebarth!!

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    Kommentar von Josefine Ziebarth | 30.05.2016 | Antworten

  7. Sooooo, nun habe ich es auch endlich in diesen Blog geschafft …
    Was für ein schönes Tagebuch du dir da herstellst, damit hast du den Neid aller Tagebuch-Muffel sicher 😉
    Nordeuropa ist schon ´ne tolle Ecke ! Und es gibt anscheinend ALLE WETTER, wie der gemeine Hesse zu sagen pflegt.
    Immerhin habe ich es mal bis nach Skagen geschafft … und zum Heiraten in slandinavischer Kulisse auch nochmal kurz da gewesen …
    Dann wünsche ich dir, dem James, der Sau und dem Sepp erst einmal HA EN FIN FERIE, wir passen derweil erst einmal auf die deutschen Un-Wetterlagen auf …

    Viele schöne Grüße von Heidi

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    Kommentar von Heidi | 30.05.2016 | Antworten

    • Wir (Der Sepp, usw.) bedanken uns recht saumäßig für die schönen Ferienwünsche und werde unser Bestes tun, das auch umzusetzen.

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      Kommentar von Bernd Adamowicz | 02.06.2016 | Antworten

  8. Hallo Ado (Sepp, Sau und James),

    saumäßig gut dein Blog!
    Ich habe jetzt schon Fernweh. Du schreibst so richtig schön, ich habe beim Lesen das Gefühl wir sitzen bei einer Kneipe nebeneinander und du erzählst.
    Lass es dir gut gehen, genieße deine Reise, sammle weiter so herrliche Impressionen und versorge uns alle bitte, bitte weiterhin mit deinen Reisedetails. Wenn du deinen nächsten Stopp machst – ein gewaltiges FIDUCIT-
    das zwischenölen ist ja bekanntlich sehr wichtig. In diesem Sinne….

    viele liebe Grüße
    von Piccola (mit Louis und René)

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    Kommentar von Piccola | 31.05.2016 | Antworten

    • Ja, Piccola, „geølt“ wird jeden Tag. Und schreiben werde auch auch weiterhin bis zum bitteren Ende. 😉

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      Kommentar von Bernd Adamowicz | 02.06.2016 | Antworten

  9. Hallo Vater,

    Sieht mega schön aus was du die 7 Tage jetzt schon gesehen/erlebt hast, da kann man wirklich ein bisschen neidisch werden =P.
    Auf jeden Fall freut es mich das es dir auf deiner Reise echt gut zu gehen scheint und natürlich werde ich deinen Block weiter verfolgen.
    Jetzt wünsche ich dir noch viel Spaß bei deinem Trip und hoffe das du in den drei Wochen mal so richtig abschalten kannst.

    Gruß Johannes

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    Kommentar von Johannes Adamowicz | 31.05.2016 | Antworten

  10. Ich sagte doch es wird viel Schnee geben. Und kalt. Wobei ich kein Gras erwartet hätte. Aber Hauptsache Du bist glücklich 😉

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    Kommentar von Dimitri Uwarov | 02.06.2016 | Antworten

    • Ja, passt! Bin ich!

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      Kommentar von Bernd Adamowicz | 02.06.2016 | Antworten

      • Hallo Bernd, durch deine Beschreibungen, habe ich manchmal das Gefühl auf deiner Reise dabei zu sein. Du schilderst alles so lebendig, dazu noch die eindrucksvollen Bilder, das ist einfach toll!
        Ich verfolge es auf der Norwegen Karte ein bisschen, dann kann man sich die Entfernungen besser vorstellen.
        Weiterhin immer gute Fahrt und noch viele Erlebnisse!!
        Deine Mutter

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        Kommentar von Elfriede Dietz | 02.06.2016

      • Danke, danke! Werde mein Bestes tun zur guten Fahrt den Erlebnissen. 😉

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        Kommentar von Bernd Adamowicz | 02.06.2016

  11. Danke, danke. Werde mich bemühen. 😉

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    Kommentar von Bernd Adamowicz | 02.06.2016 | Antworten

  12. Die Tante Helene – Geschichte ist ja witzig, da bin ich gespannt auf das Original.
    Mit dem Wetter scheinst du ja Glück zu haben, im Gegensatz zu Hohenlohe oder überhaupt Deutschland, das heißt, du bist zum richtigen Zeitpunkt abgehauen!
    Der James belohnt dich dazu noch mit wenig Durst, also passt doch alles!

    Grüßle aus dem wilden, nassen Süden – Deine Mutter

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    Kommentar von Elfriede Dietz | 04.06.2016 | Antworten

    • Auch dein Schlussbericht aus Norwegen ist wieder sprachlich sehr unterhaltsam. Die Motive der Bilder sind super gelungen und bringen die Stimmung dieser Gegend rüber.
      Ich könnte mir vorstellen, dass du aus diesen Berichten ein Buch machst, dann wäre es auch für deine Nachwelt (Enkel) immer zur Hand, denn wer weiß denn in 10/20 Jahren noch von deinem Blog?
      Nicht falsch verstehen!

      Diesen Urlaub wirst du ein Leben lang nicht vergessen und immer von der Erinnerung zehren.
      So geht es mir jedenfalls vom Urlaub in USA.

      Gute Heimfahrt ins Ländle – Mutter

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      Kommentar von Elfriede Dietz | 08.06.2016 | Antworten

  13. Hammer mein Alter,
    Kenn dich nun schon viele Jahre aber so einen gelungenen literarischen
    Orgasmus hätte ich dir echt nicht zugetraut.
    So spannend geschrieben das ich einen Termin verpasst habe.
    Lass es dir gut gehen
    Wir sehen uns nächstes Jahr wie jedes Jahr

    Dein Freund Ulf

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    Kommentar von Ulf | 11.06.2016 | Antworten

    • Dank ob des Lobes! Da hoffe ich mal, dass der verpasste Termin keine finanziellen Verluste verursacht hat.

      Mach es gut!

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      Kommentar von Bernd Adamowicz | 11.06.2016 | Antworten

  14. […] an andere Stelle in diesem Blog meine Reise an den Polarkreis gelesen hat, hat sich vielleicht auch gefragt (so wie ich), was das denn alles so kostet und welche […]

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    Pingback von Was kostet der Polarkreis? « Diverse Diversitäten | 02.01.2017 | Antworten


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